Möbelwissen: Ledermöbel – die zweite Haut

Von in Wohnen & Einrichten
Lederhäute für die Möbelherstellung

Das Naturprodukt Leder ist wie eine zweite Haut. Naturbelassen fühlt es sich warm und weich an, es ist atmungsaktiv und passt sich der Körpertemperatur an. Bei genauem Hinsehen bildet eine Lederhaut die Lebensgeschichte des Tieres ab: feine Risse, Narben, Hautabschürfungen oder Insektenbisse sind individuelle Merkmale. Die Tierhäute werden durch Gerben konserviert. Dickere Häute werden gespalten, es entsteht das hochwertige Narbenleder (Oberseite der Haut) und Spaltleder von geringerer Qualität (Fleischseite). Vor dem Trocknen erfolgt das Färben. Für die Produktion von Ledermöbeln werden meist Rinderhäute verwendet.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Glattleder und Rauleder. Die einzelnen Möbelleder unterscheiden sich in Verarbeitung, Qualität und Gebrauchseigenschaften voneinander.

Nappaleder (Anilinleder)

Anilinleder Oberfläche
Anilinleder

Das weiche, vollnarbige Leder wird mit löslichen Farbstoffen durchgefärbt, seine Oberflächenstruktur ist gut zu erkennen. Naturbelassenes Nappaleder ist sehr hochwertig und weich, aber auch fleckempfindlich, es bleicht schneller aus. Wenn man darauf sitzt, nimmt es schnell die Körperwärme auf. Es ist weich im Griff und atmungsaktiv. Natürlich nimmt Nappaleder auch Feuchtigkeit und Schweiß auf und erhält im Laufe der Zeit dadurch eine Patina.

Nappaleder werden auch leicht pigmentiert oder pigmentiert angeboten. Hierbei wird die Oberfläche durch Pigmentfarben zugedeckt, die Poren werden geschlossen, die natürliche Hautstruktur ist weniger sichtbar. Je stärker die Pigmentierung, umso pflegeleichter wird das Leder. Gleichzeitig nimmt aber die Atmungsaktivität ab.

Nubukleder

Das Leder wird auf der Narbenseite geschliffen. Es ist ein samtartig angeschliffenes Rauleder mit ähnlichen Eigenschaften wie naturbelassenes Leder. Nubukleder ist besonders hochwertig und nimmt schnell Körperwärme an. Genau wie naturbelassenes Nappaleder kann es ausbleichen und es bekommt im stetigen Gebrauch eine Patina. Bei intensiven Farbtönen kann Nubukleder (wie alle aufgerauten Leder) abfärben.

Kernleder

Das Leder aus dem Kernstück der Rückenhaut wird auch Sattlerleder genannt. Für Kernleder werden dicke Häute aufgespalten. Der mittlere Teil, der sogenannte Kernspalt, wird in einem speziellen Verfahren gegerbt und farbig beschichtet. So entsteht ein festes, strapazierfähiges Leder ohne die typische Narbung. Charakteristisch ist die glatte Oberflächenstruktur. Kernleder ist sehr robust, es wird i.d.R. mit pflanzlichen Stoffen gefärbt.

Spaltleder

Dieses weniger hochwertige Leder stammt aus der Unterseite der Haut, dem sogenannten Fleischspalt. Spaltleder wird häufig für Möbel von geringer Qualität verwendet, kann aber auch als Blindleder an Möbelrückseiten oder Seitenteilen verwendet werden.

Nice to know

  • Weibliche Tiere haben i.d.R. ein dichteres Fasergefüge als männliche und eine feinere Narbung.

  • Hat das Tier viel Grünfutter gefressen, ist die Lederqualität häufig besser.

  • Auch ein raues, kaltes Klima kann sich begünstigend auf die Qualität der Haut bzw. des Leders auswirken.

  • Leder wird häufig mit Chromsalzen gegerbt. die im Gerbungsprozess eingesetzten Chrom-III-Salze sind relativ fest im Leder gebunden. Nach der Gerbung sollten überschüssige Chrom-III-Salze gründlich ausgewaschen werden. Ansonsten kann durch Oxidation giftiges Chrom-VI entstehen, das durch Hautkontakt oder Einatmen Gesundheitsschäden verursachen kann.

  • Auch eine pflanzliche Ledergerbung ist möglich und weniger umweltbelastend.

  • Im Trend liegen kräftige, naturbelassene Leder mit individuellen Merkmalen. Hochwertige Ledermöbel mit Patina strahlen häufig Individualität und Charme aus.