Als die sechs deutschen Designer Laura Jungmann, Dorothee Mainka, Pierre Kracht, Jonathan Radetz, Michael Konstantin Wolke und Florian Saul die PR zu ihrer Idee Ende 2015 mit einer anonymen Postkartenserie aus Istanbul einläuten, herrscht Ahnungslosigkeit. Auch der exotische Klang des Projektnamens lässt wenige Schlüsse zu. [Istanbul'dan = aus Istanbul]
Anfang Januar lüften die Sechs das Geheimnis:
Gemeinsam haben sie sich nach Istanbul begeben. In den historischen Handwerksvierteln mit ihren zahlreichen kleinen Werkstätten wollen sie erfahren, welchen Einfluss die traditionellen Herstellungsverfahren und -wege auf den Designprozess ihrer Produkte haben. Sie lassen sich treiben zwischen den vielen Spezialisten, die mit einfachsten Mitteln und auf kleinstem Raum fast alles realisieren können.
Der Reiz liegt im Unbekannten. Die große Stadt schärft die Sinne und lässt einen unverstellten Blick auf die Dinge zu. Die Inspiration folgt aus sinnhaftem Erleben visueller wie akustischer Eindrücke.
Jonathan Radetz
zum Beispiel, über den wir kürzliche berichteten (Bloglink einbauen), lässt Geräusche zu Bildern werden. Die Idee war schon vorher da. Die Inspiration, die er in Istanbul erhält, die verfeinerte Suche nach Geräuschen und klanglichen Facetten, fließen in das Projekt ein.
Lichtskulpturen Sounds of Istanbul
Die entstandenen Lichtskulpturen SOUNDS OF ISTANBUL symbolisieren Tonsequenzen, die sich zu einer stimmungsvollen Lichtsituation formen. Für das Projekt zieht er zehn Tage lang durch das Handwerkerviertel und nimmt Tonsequenzen auf, deren Hüllkurven er zur Drahtsilhouette seiner Leuchten verarbeitet.
Pendelleuchte Sounds of Istanbul
Laura Jungmann
setzt sich für ihr Projekt mit einer hierzulande fast ausgestorbenen handwerklichen Technik auseinander: Beim Metalldrücken werden Bleche mit stumpfen Werkzeugen auf der Drehbank über eine Stahlform gedrückt. Die so entstandene runde Platte wird schließlich ein dreidimensionaler Körper.
Metallschalen Kap
Für KAP werden Kupfer, Messing und Aluminium übereinander geschichtet. Die Reihe aus drei zylindrischen Gefäßen überzeugt durch ihre außergewöhnliche Materialkomposition, die sich erst auf den zweiten Blick erschließt.
Dorothee Mainka
Die Tischleuchten TRUMPETS von Dorothee Mainka sind inspiriert durch das Licht des Orients und den Aufbruch und die Öffnung in die Moderne.
Die schlichte Form des Leuchtkörpers aus Lochmetall öffnet sich in trompetenartigen Leuchtschirmen aus Messing oder Kupfer. Das Licht scheint durch den Leuchtenfuß und wird am Schirm reflektiert. So entstehen strukturelle Lichteffekte.
Tischleuchte Trumpets
Pierre Kracht
zeigt mit seinem Projekt die Kunst der Improvisation in Istanbuls Werkstätten. In der Produktion entstandene Fehler werden durch das Talent zur Improvisation geschickt ausgeglichen. So erscheinen sie nicht als Fehler, sondern als Ausbruch aus dem Standard mit einer ihnen eigenen, unerwarteten Ästhetik.
Pendelleuchte Yine Hata
YINE HATA: Zwei unterschiedlich große Lampenschirme werden in einem bestimmten Raster ihrem jeweiligen Leuchtmittel angepasst, wobei eine bewusst gesetzte Fehlstelle das System durchbricht. Die Fehlstelle wird damit zum Gestaltungsmerkmal und ermöglicht das Auswechseln des Leuchtmittels.
Michael Konstantin Wolke
Die ineinander greifende Stellage des Beistelltisches YOK transformiert orientalische Ornamente in eine Verbindungslösung. Eingelassen in die vom örtlichen Metalldrücker produzierte Tischplatte und im Hinterhof galvanisiert, entsteht ein formschlüssiges Objekt - ein Produkt, das die unkomplizierte Zusammenarbeit verschiedenster Gewerke sichtbar macht.
Beistelltische Yok
kunstvolles Gestell
Florian Saul
Geht man wie Florian Saul wachsamen Auges durch Istanbuls Handwerkerviertel, so bekommt man Einblicke in sonst verborgene Welten. Überwältigt von der Vielzahl an Eindrücken, möchte man seine Augen am liebsten auf alles zugleich richten. So inspiriert, entsteht die Pendelleuchte BAKMAK.
Pendelleuchte Bakmak
Verbunden durch magnetische Elemente, lassen sich die einzelnen kugelförmigen Spotts stufenlos und frei in alle Richtungen arrangieren und können so als stimmungsvolle Akzentbeleuchtung oder als Leseleuchte eingesetzt werden.
Im Januar konnte das Team Istanbul'dan auf der IMM vorstellen.
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