Recozy Wohnaccessoires und Möbel - im Gespräch mit Finn Hillen über 3D Druck und Nachhaltigkeit

Recozy aus Ganderkesee hat sich auf die Herstellung von Wohnaccessoires und Möbeln im 3D Druck spezialisiert. Die vier Gründer - Jonas Altenburg, Fynn-Luca Lampe, Finn Hillen und Rob Leenen - begannen 2021 als StartUp und konnten ihr Unternehmen in kurzer Zeit zu einem erfolgreichen Hersteller ausbauen, dessen Produkte heute an über 200 Standorten erhältlich sind und eine wachsende Zahl an Konsumenten begeistern.

Schon der Name - Recozy - spiegelt die Firmenphilosophie wieder: Re = Reduktion, Recycling | eco = Ökologie | cozy = Behaglichkeit. In der Tat entstehen am Standort in der Nähe von Bremen Wohnaccessoires und Möbel mit einer Ökobilanz, die sich sehen lassen kann. Gedruckt wird mit recycleten Verbundstoffen und geringem Energieaufwand, die Vormaterialien stammen größtenteils aus Europa und jedes Produkt lässt sich nach seinem Lebenszyklus wieder recyceln. So entsteht ein nahezu geschlossener Kreislauf.

Im Gespräch mit Finn Hillen, Co-Founder von Recozy in Ganderkesee

Recozy ist Ende 2021 mit 3D-gedruckten Wohn-Accessoires an den Start gegangen. Die ersten Produkte waren Vasen und Tischleuchten. Was hat sich seitdem getan?

Jede Menge! Unser Ziel ist es, eine innovative Lifestyle-Brand aufzubauen, die für hochwertiges und nachhaltiges Interieur steht. Dafür haben wir neben dem Ausbau unseres Accessoires- und Leuchten-Angebots in 2022 unseren Fokus auf die Entwicklung weiterer Kategorien gelegt. Neben den bestehenden Kategorien finden sich seit Q1 diesen Jahres auch Bodenvasen, Planter, Beistelltische und der erste Lounge Sessel in unserem Angebot wieder. Dafür mussten wir unsere Infrastruktur erweitern, umziehen, neue Prozesse aufsetzen usw. Zudem haben wir ein breites Händlernetzwerk aufgebaut - mittlerweile sind Recozy-Produkte an 250 Standorten zu finden.

Alltägliche Gegenstände aus dem 3D-Drucker - das hört sich für viele vielleicht noch nach Science Fiction an, ist aber bei immer mehr innovativen Herstellern schon Normalität. Kannst Du den Produktionsprozess Eures Sessels beschreiben?

Das Ausgangsmaterial ist ein Granulat, das aus recyceltem Kunststoff und Holzabfällen besteht. Das Granulat wird durch den Drucker erhitzt, bis es sich verflüssigt, und dann gleichmäßig durch eine kleine Düse gefördert. Diese Düse bewegt sich über eine Art Bauplatte und lässt so Schicht für Schicht ein Möbelstück entstehen. Wenn das Material gefördert bzw. extrudiert wurde, kühlt es ab und wir dadurch wieder fest - so kann man belastbare Produkte wie unseren Sessel erschaffen. Nachdem der Drucker fertig ist, erhält jedes Möbelstück noch unseren Recozy-Tag - einen NFC-Chip, über den Händler:innen und Kund:innen wesentliche Informationen zu Produkt, Designer, Material und dem Recycling direkt am Produkt abrufen können.

Ihr legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Wie nachhaltig kann man heute als Hersteller von Möbeln und Wohnaccessoires sein, ohne Greenwashing zu betreiben? Gibt es Kennzahlen, die das Ganze für den Verbraucher transparent machen?

Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema und wird leider viel zu oft vereinfacht und falsch kommuniziert. Daher muss ich hier ein wenig ausholen: Für uns beginnt Nachhaltigkeit im Produktdesign und endet bei der Rücknahme unserer Produkte, um unserer Herstellerverantwortung gerecht zu werden. Wir achten auf hohe Materialeffizienz und fertigen energieeffizient. Auf Lagerware verzichten wir vollständig und produzieren nur auf Bestellung. Unser Fertigungsprozess besteht zudem aus viel weniger Fertigungsschritten, als bspw. für die Fertigung eines Holzmöbelstücks erforderlich sind, und erfordert somit auch deutlich weniger Energie.

Unsere Drucker, die Vasen und Leuchten produzieren, kommen je Drucker mit ca. 65 Watt pro Stunde zurecht und stellen damit in wenigen Stunden langlebige, hochwertige Konsumgüter her. Zum Vergleich: Eine Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten verbraucht bis zu 100 Watt. 90% unserer Materialien und Komponenten kommen aus Europa - dabei sitzt der Großteil unserer Lieferanten weniger als 750 km von uns entfernt, was die Transportemissionen entlang der Lieferkette gering hält. Zudem greifen wir auf überwiegend recycelte Materialien zurück. Damit vermeiden wir die Herstellung von neuen Kunststoffen und sparen durch die Nutzung recycelter Materialien nochmal Energie ein: Bei der Aufbereitung des recycelten Ausgangsmaterials für unsere Produkte wird nur rund ein Drittel der Energie verbraucht, die für die Herstellung von der gleichen Menge "frischen" Kunststoffs erforderlich ist.

Was wird in Zukunft im 3D Druck noch alles möglich sein?

Der Markt der additiven Fertigung (bzw. des 3D-Drucks) entwickelt sich rasend schnell. Ob kostengünstige Häuser, täuschend echte Fleischalternativen oder Hochleistungs-Prothesen - viele Unternehmen nutzen schon heute verschiedene 3D-Druck-Verfahren, um innovative Lösungen für verschiedenste Anwendungszwecke zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass wir das zeitnah noch stärker in unserem Alltag spüren werden.

Welches ist Dein Lieblingsprodukt und warum?

Ich bin ein großer Fan unserer Wandleuchte Lupo Wall... Meine Frau und ich haben die Lupo Wall gleich in 3 Zimmern unserer Wohnung. Die Leuchte macht gutes Leselicht, hat ein ausgefallenes Design und ist dezent.

Hier erfahren Sie mehr über die Philosophie und Nachhaltigkeitsstrategie von Recozy.