Nesmuk. Die schärfsten Messer der Welt - im Gespräch mit Stephan Borchert

Sie gehören zu den begehrtesten und besten Messern der Welt. Die Messerkollektion von Nesmuk in Solingen ist bei Profi- und Hobbyköchen weltweit gefragt. Ihre Schärfe und ihr formschönes Design sind einzigartig und wer ein Nesmuk Messer besitzt, gibt es nicht mehr her.

Im Gespräch mit Stephan Borchert

Geschäftsführer bei Nesmuk Europe

Wie sind Sie zum Messer gekommen?

Rückblickend gab es mehrere Berührungspunkte, die mich schließlich durch glückliche Fügung zu Nesmuk geführt haben. Mein Großvater war Metzgermeister und ich habe ihm schon als kleines Kind oft und gerne bei der Arbeit zugeschaut. Messer waren in seinem Betrieb allgegenwärtig. Mein erstes Taschenmesser bekam ich von ihm im Alter von vier Jahren.

Während des Studiums in Berlin war es die japanische Kampfkunst Aikido, die mich wieder zum Thema Messer bzw. Schwert geführt hat. Damit einher ging eine intensive Beschäftigung mit der japanischen Kultur insgesamt. Das Faszinierende für mich war dabei die Klarheit und die Hingabe, mit der eine Sache traditionell verfolgt wird, sei es die Zubereitung einer Speise oder von Tee, oder das Schmieden und Schleifen einer Klinge.

So sensibilisiert sah ich dann 2010 einen TV-Beitrag mit dem Namen „Das schärfste Messer der Welt“, in dem unser heutiges C150 Kochmesser geschmiedet wurde. Meine Faszination war so groß, dass ich den Schmied kontaktiert habe und in der Folge meinem alten Leben in Berlin den Rücken kehrte, um Damastschmied zu werden. Mein Weg verlief dann innerhalb des Unternehmens etwas anders als gedacht, was ich keinesfalls bedauere, denn es ist nach nunmehr 11 Jahren für mich noch immer der spannendste Arbeitsplatz, den ich mir vorstellen kann und es bleibt noch unglaublich viel umzusetzen und zu erreichen.

Was macht Nesmuk Messer einzigartig?

Die Einzigartigkeit unserer Produkte entsteht aus dem gelungenen Zusammenspiel von Funktionalität und Ästhetik. Das mag zunächst banal klingen, meint aber in Bezug auf die Funktionalität eine dem Zweck entsprechende Auswahl von Materialien, Geometrie und Ergonomie und im Hinblick auf die Ästhetik meint es Form und Proportion. Für beide Aspekte spielt schließlich die Güte der Verarbeitung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dadurch gewinnen unsere Messer diesen einzigartigen, ikonischen Charakter und überzeugen dann vollends bei der Anwendung. Einige Köche haben es in etwa so umschrieben: „Der Weg hin zu Nesmuk ist nicht unbedingt einfach, der Weg zurück aber unmöglich.“

Warum soll ein Hobbykoch 1.000 Euro für ein Kochmesser ausgeben?

Ich würde es anders formulieren. Warum soll ein Hobbykoch ein Messer einer bestimmten Qualität kaufen? – Dafür gibt es zwei gute Gründe. Erstens: Hochwertige Messer sind schärfer und bleiben länger scharf. Konkret für Nesmuk Messer gilt, dass sie rasiermesserscharf sind und diese Schärfe bei geringem Pflegeaufwand (Leder-Streichriemen) sehr lange halten. Das verhältnismäßig geringe Gewicht und die perfekte Ergonomie gewährleisten ein ermüdungsfreies und spielerisches Arbeiten.

Zweitens ist die Lebensdauer aufgrund der verwendeten Hochleistungsstähle deutlich höher, was einen wichtigen Beitrag zur Schonung von Ressourcen leistet, denn die Herstellung von Stahl ist ein energieintensiver Vorgang, unabhängig von der Güte des Stahls. Selbst wenn Stahl gut recycelt werden kann, kostet das Einschmelzen enorme Mengen Energie. Dann doch besser ein Messer, das Jahrzehnte hält und das muss auch keine 1.000 Euro kosten. Bei Nesmuk geht es mit knapp 400 Euro los und der Kunde bekommt dafür ein echtes Profiwerkzeug, das seine Küche in jeder Hinsicht schmückt.

Die Preise für Stahl und Holz haben sich mehr als verdoppelt, Tendenz steigend. Dazu kommen immens steigende Energiekosten. Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen?

Das sind in der Tat ernsthafte Herausforderungen, denen wir uns alle stellen müssen. Als relativ junges Unternehmen haben wir noch eine Vielzahl an Möglichkeiten unsere Prozesse weiter zu optimieren und dadurch Einsparungen zu erzielen. Zusätzlich suchen wir nach alternativen Fertigungsmethoden, die Ressourcen schonen. Zum Beispiel haben wir durch unseren Schmiedeofen einen sehr hohen Gasverbrauch, hier versuchen wir auf Induktion umzustellen, um die Energiekosten langfristig in den Griff zu bekommen. Bei verschiedenen Bauteilen, die eine komplexe Form haben, wird zukünftig additive Fertigung eine Rolle spielen, d.h. statt Zerspanen wird in 3D gedruckt. In-Sourcing ist eine weitere Möglichkeit um Kosten zu senken. Das sind einige Ansätze, die wir verfolgen.

Bei Accessoires, die wir nicht selbst herstellen können, haben wir weniger Einfluss und müssen dort der Marktpreisentwicklung stärker folgen. Wichtig ist dabei, dass die Produktqualität mindestens gleichbleibt und wir als Hersteller von Qualitätsprodukten Preisstabilität bestmöglich gewährleisten können. In unserer jungen Unternehmensgeschichte haben wir schon mehrfach bewiesen, dass wir in der Lage sind innovative Lösungen zu finden und zu gleichen Preisen ein besseres Produkt herzustellen. Ich denke da z.B. an unsere transparente NPC-Beschichtung, die unsere traditionell geschmiedeten Damaszener-Klingen vor Korrosion schützt. Die ist weltweit einzigartig und hat unsere EXKLUSIV-Linie auf ein anderes Qualitätslevel gehoben.

Sie haben die Kampagne “Respekt” ins Leben gerufen, in der es um den achtsamen und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln geht. Verraten Sie uns, was es damit auf sich hat?

Diese Kampagne ist uns ein wichtiges Anliegen, deshalb arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung. Prinzipiell geht es uns um bewussten und aufgeklärten Konsum. In unserem Fall, als Hersteller von Küchen- und Tafelmessern, ist das Thema Nahrungsmittel naheliegend. Wir alle kennen die Probleme, die mit intensiver Landwirtschaft einhergehen: die Überdüngung von Böden, der enorme Wasserverbrauch für die Beregnung von Agrarflächen, die Nutzung unverhältnismäßig vieler Anbauflächen für Futtermittel und last but not least der Umgang mit Tieren in der Massentierhaltung. 2021 litten über 800 Millionen Menschen auf der Erde an chronischem Hunger und in den Industrienationen landet ca. ein Drittel der Lebensmittel im Müll – was für ein Wahnsinn.

Es ist das Gebot der Stunde respektvoll mit all unseren Lebensmitteln umzugehen, von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zur Verwertung. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, wie eine ökologisch nachhaltige und ethisch korrekte Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie aussehen sollte und diese als Konsumenten und als Bürger viel vehementer einfordern.

Einen Beitrag in diese Richtung möchte Nesmuk gemeinsam mit den Respektbotschaftern unserer Kampagne leisten, indem wir Beispiele suffizienten und nachhaltigen Wirtschaftens und den respektvollen Umgang mit Pflanzen und Tieren zeigen, also positive Gegenentwürfe zu dem, was derzeit noch mehrheitlich in der Logik einer Output-Maximierung in der Agrarwirtschaft und in den weiterverarbeitenden Industrien stattfindet.

Welches ist Ihr Lieblingsmesser und warum?

Mein C90 Kochmesser 180. Es ist für mich funktional und ästhetisch perfekt. Ich kann dieses Messer fast universell einsetzen. Ich kenne die verwendeten Stähle und ihre hervorragenden Eigenschaften in Bezug auf Schneidfähigkeit und Schneidhaltigkeit und ich schätze die Arbeit, die das Schmieden der Klinge und die gesamte aufwendige Bearbeitung gemacht haben.