Design: Ludwig Mies van der Rohe (1927)
Neuinterpretation: Besau Marguerre (2018)
100 Jahre Bauhaus – dies feiert Thonet mit einer limitierten Jubiläumsedition des berühmten Freischwingers S 533 F von Ludwig Mies van der Rohe. Das erfolgreiche Hamburger Designduo Besau Marguerre entwickelte für die Version S 533 F mit Armlehnen gleich zwei neue Ausführungen: Fein abgestimmte, sinnliche Farben und Materialien holen den ikonischen Stahlrohrsessel in die Gegenwart. Die zwei neuen Varianten der Jubiläumsedition – eine mit Gestell in Perlglanzchrom und anthrazitfarbenem Leder und die zweite in Champagnerchrom mit Leder in Zartrosé – vereinen die Sachlichkeit des Bauhauses mit einem warmen haptischen Look and Feel.
S 533 F mit Kernleder
„Die gezielte Beschränkung beim Einsatz der Materialien, die Eleganz in der Linienführung und die Transparenz in der Wirkung als charakteristische Eigenschaften des S 533 haben uns dazu verleitet, einerseits Mies van der Rohes Motto ,weniger ist mehr’ aufzugreifen, andererseits wollten wir das Sachliche mit Weichheit in Kontrast bringen“, beschreibt Eva Marguerre den Ansatz, den sie gemeinsam mit Marcel Besau verfolgte. Und so setzten sie für ihre Neuinterpretation des S 533 F, die ab September 2018 als Limited Edition von je 100 Exemplaren in Grau und Rosé erhältlich sein wird, auf warme Farben und Materialien. Das Ergebnis sind zwei komplementäre Versionen, die sich ergänzen und gleichzeitig als Solitäre Akzente setzen können.
Die klassisch-elegante Variante mit einem Gestell aus Perlglanzchrom und einer Garnitur aus anthrazitfarbenem, nubukiertem Kernleder sowie das helle Gegenstück mit einem Gestell aus mattem Champagnerchrom und roséfarbener Garnitur stellen beide Anspielungen auf die warme Patina der ersten Freischwinger aus den 1920er- und 1930er-Jahren dar, als die Gestelle noch vernickelt wurden.
Thonet S 533 Reedition
S 533 im Detail
Original Prägung
Ihren besonderen Sitzkomfort verdanken auch die Jubiläumsausgaben des hinterbeinlosen Freischwingers der Fähigkeit zum dauerelastischen Federn. Dieser Effekt stellt sich ein, weil Mies van der Rohe den vorderen Teil des Stahlrohrgestells als großen Bogen aus federhartem Stahlrohr konzipierte. So passt sich der S 533 mit seiner Schwingkraft der freien Bewegung des Menschen an – auf eine zusätzliche Polsterung kann verzichtet werden.
„Die Arbeit mit einem solch prägenden Design war für uns eine extrem spannende Aufgabe. Waren die meisten Entwürfe aus den 1920er-Jahren eher schlicht und funktional, so spürt man bei diesem Sessel deutlich die Handschrift des Architekten: Mies kombiniert hier Funktionalität und Komfort mit zeitloser Ästhetik – und genau diese wollten wir in die Gegenwart holen. Dabei fiel uns die Wandlungsfähigkeit des Bauhaus-Klassikers auf, so dass schnell klar war: Der S 533 F hat mehr als eine Neuinterpretation verdient. So kamen wir auf die Idee des Pärchens“, so Marcel Besau.
Die Geburt des Freischwingers
Als Leiter der Werkbundausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart, die 1927 als die Weißenhof-Siedlung bekannt wurde, erfuhr Ludwig Mies van der Rohe von dem Experiment seines holländischen Kollegen Mart Stam. Der hatte 1926 seinen bahnbrechenden Entwurf eines hinterbeinlosen Kragstuhls vorgestellt, der auf zwei übereinander liegenden Kuben basierte. Die Kuben ersetzte Mies van der Rohe in seinem Freischwinger-Entwurf durch einen großzügigen Bogen, der das bis dahin einzigartige Stuhlmodell schließlich zum Schwingen brachte.
Das Original: Freischwinger S 533 | Ludwig Mies van der Rohe | 1927
Mart Stams Prototyp war aus Gasrohren hergestellt und somit statisch, er federte also nicht. Biegungen mussten mittels eingefügter „Kniestücke“ konstruiert werden. Mies van der Rohe hingegen bediente sich der Technik von kalt gebogenem Stahlrohr, mit deren Hilfe die elastischen Eigenschaften des Materials erhalten blieben. Sowohl das erste Modell Stams als auch der Stuhl Mies van der Rohes wurden 1927 in der Stuttgarter Weißenhof-Siedlung präsentiert. Seit 1932 ist der S 533 fester Bestandteil des Thonet-Programms, zuerst unter dem Namen Modell Nr. MR 533, heute mit der Bezeichnung S 533. Mit der neuen Jubiläumsedition ist der Stahlrohrsessel auch wieder in einer Version mit Armlehnen (S 533 F) erhältlich.
Ludwig Mies van der Rohe
1886 in Aachen geboren, trat Ludwig Mies van der Rohe bereits mit 22 Jahren in das Architekturbüro von Peter Behrens ein, wo er mit Walter Gropius und Le Corbusier zusammentraf. Nach Anfängen als Villenarchitekt wurde er bekannt durch ein spektakuläres Projekt, ein Glashochhaus mit Vorhangfassade am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. In der Folge entwickelte sich Mies van der Rohe zum Protagonisten des neuartigen Glas- und Skelettbaus. Mit seinen auf freien Grundrissen basierenden fließenden Räumen und eleganten Möbelentwürfen wurde er zum maßgeblichen Wegbereiter eines umfassenden Stilwandels. 1925 übernahm er die künstlerische Leitung der Werkbundausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart, die als Weißenhof-Siedlung 1927 weltbekannt wurde. 1930 wurde er auf Empfehlung von Walter Gropius zum Direktor des Bauhauses in Dessau berufen, dessen Selbstauflösung er im Jahre 1933 initiierte – wohl auch um zu verhindern, dass es der NS-Staat unter seine Kontrolle bringen konnte.
1938 folgte er einem Ruf nach Chicago, wo ihm die Leitung der Architektur-Abteilung am Armour Institute, dem späteren Illinois Institute of Technology, übertragen wurde. Dieser Schritt brachte ihn stark voran; fortan entwickelte er sich zu einem der weltweit einflussreichsten Architekten. Seine Stahlgitterbauten mit großflächiger Verglasung wie etwa das Seagram Building in New York (1958) oder die Nationalgalerie in Berlin (1968) zählen zu den Höhepunkten moderner Architektur. Seine ebenfalls berühmt gewordenen Möbelentwürfe entstanden meist in Verbindung mit seinen Bauten. 1969 starb Ludwig Mies van der Rohe in Chicago.
Studio Besau-Marguerre
Eva Marguerre (geb. 1983) und Marcel Besau (geb. 1980) haben beide Produktdesign sowie ergänzend Ausstellungs- bzw. Grafikdesign studiert. 2011 gründeten sie ihr gemeinsames Design-Studio Besau-Marguerre in Hamburg. Sie bezeichnen ihr Atelier in Eimsbüttel als Schmelztiegel verschiedener Design-Disziplinen, in dem unterschiedlichste Projekte aus den Bereichen Produktdesign, Innenarchitektur, Styling und visuelle Kommunikation realisiert werden. Im Fokus ihrer gestalterischen Arbeit stehen Fragen wie „Wie erleben wir Objekte? Wie interagieren wir mit ihnen? Auf welche Art verwenden wir Produkte und wie erinnern wir uns im Nachhinein an sie?“. Neben Form und Funktion spielen Farbe und Material eine wichtige Rolle in ihren Projekten, wobei das Design-Duo stets den Zusammenhang im Blick hat. Der gemeinsame interdisziplinäre Gestaltungsansatz bringt ausgefallene Ideen hervor und hat Objekte zur Folge, die oftmals einen experimentellen Einsatz ungewöhnlicher Materialien mit einer auffälligen Farb-Gestaltung vereinen. Das übergeordnete Ziel der beiden Designer besteht darin, Emotionen und Sinneserlebnisse hervorzurufen. Die analoge Erstellung von Prototypen gehört dabei ebenso dazu wie die Nutzung digitaler Designtools. Zum Kunden-Portfolio von Besau-Marguerre zählen namhafte Design-Labels wie artek, e15, Vitra und authentics.
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