Das Bauhaus wird 100 Jahre alt. Die 1919 in Weimar gegründete Schule für Architektur und Design brachte auch viele große Möbelentwürfe hervor, die sich heute größerer Beliebtheit erfreuen denn je. Wir stellen Ihnen unsere Favorites und ihre Entwerfer vor.
Möbel aus Stahlrohr
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde viel mit der Verformung von Stahlrohr experimentiert. Als wegweisende Möbelentwürfe in den 1920er und 1930er Jahren gelten die Stahlrohrmöbel von Le Corbusier, Charlotte Perriand und Pierre Jeanneret (auch wenn diese nicht dem Bauhaus angehörten), Marcel Breuer und Mart Stam sowie Ludwig Mies van der Rohe. Auch Eileen Gray entwarf bedeutende Stahlrohrmöbel, die jedoch erst sehr viel später Berühmtheit erlangten.
S 533 | Ludwig Mies van der Rohe | 1927 | Bild: Thonet
Satztisch B9, 1925, Bild: thonet.de
Adjustable Table | Eileen Gray | 1927 | Bild: Classicon
LC4 Liege | Le Corbusier, Charlotte Perriand, Pierre Jeanneret | 1928 | Bild: Cassina
Wassily Chair | Marcel Breuer | 1925 | Knoll International
Polsterbank D 51 | Walter Gropius | 1922/23 | Tecta
Zu den berühmtesten Stahlrohrmöbeln aus der Bauhauszeit gehören die Freischwinger, die noch heute bei Thonet in Frankenberg produziert werden. Zum Beispiel der S 32 von Marcel Breuer mit seiner klassischen Bespannung aus Geflecht oder der S 43 von Mart Stam.
Freischwinger S 32
Freischwinger S 32 Geflecht | Bild: Thonet
S 32 Pure Materials, Leder | Bild: Thonet
Thonet S 32 All Seasons | Bild: Thonet
Den zeitlosen Stuhl aus verchromtem Stahlrohr und Sitz- und Rücken aus Rohgeflecht hat wohl fast jeder schon einmal gesehen. Doch wurde er in jüngerer Vergangenheit immer wieder angepasst: Inzwischen sind neben der ursprünglichen Variante auch Ausführungen mit lackiertem Stahlgestell oder mit gepolstertem Sitz und Rücken mit Leder bezogen erhältlich.
Eine neue Formensprache
Der Grundgedanke im Bauhaus war es, preiswerte, aber hochwertige Wohnungen und Möblierungen zu schaffen. Dabei wurde die Form auf ein Minimum reduziert und der Grundstein für eine Formensprache gelegt, die das Industriedesign der folgenden Jahrzehnte geprägt hat.
Faltsessel D4 | Marcel Breuer | 1927 | Tecta
Kommode S 43, Marcel Breuer, Tecta
Wagenfeld Leuchte | Wilhelm Wagenfeld | 1924 | Bild: Tecnolumen
In ihrem Designverständnis waren die Bauhaus-Künstler ihrer Zeit weit voraus. Die Möblierung wurde als Teil der Architektur verstanden und industrielle Fertigungsmöglichkeiten sollten das Design der Zeit revolutionieren. Die klassischen Bauhausmöbel bringen eine reduzierte Sachlichkeit zum Ausdruck, die bis heute das Verständnis von Form und Design prägt. Die Funktion der Möbel sollte im Vordergrund stehen, Form und Design ergaben sich aus dem Nutzen und Zweck.
Die Lehre
Bauhaus-Gründer Walter Gropius wollte die Architektur als Gesamtkunstwerk mit anderen künstlerischen Bereichen verbinden. Gropius entwarf beispielsweise die passende Möblierung für seine Gebäude. Des weiteren sollten neue formale und gestalterische Prinzipien entstehen, nach denen Gebrauchsgüter – wie zum Beispiel Möbel – industriell massenhaft produziert werden konnten.
Die Lehre wurde als Einheit verstanden, in der sich Architektur, Design, Kunst, Handwerk und das soziale Leben vereinen. Die legendäre Weissenhof-Siedlung in Stuttgart oder die Meisterhäuser in Dessau bieten bis heute einen Einblick, wie die Meister ihre Philosophie verstanden.
Meisterhaus Bauhaus Dessau
Mit dem Aufstieg der Nationalsozialistischen Partei begann der Abstieg und Zerfall des Bauhauses, das 1933 aufgrund des politischen Drucks für immer schließen musste. Viele der Architekten und Künstler emigrierten ins Ausland, wo sie ihre Ideen weiterentwickelten.
Die großen Entwürfe des frühen 20. Jahrhunderts und ihre Designer
In unserer Klassiker-Datenbank erfahren Sie mehr über die großen Designer des 20. Jahrhunderts und lernen ihre wichtigsten Entwürfe kennen, darunter einige der berühmtesten Bauhaus-Vertreter.
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